2024 war ein besonderes Jahr für uns: Wir feierten 125 Jahre Patentamt. Was es da zu feiern gab? 125 Jahre Aktenlauf? 125 Jahre stempeln? Ja, auch, aber eigentlich viel mehr als das. 125 Jahre offen für Neues! Seien es Patente, Marken oder Muster - wir unterstützen Menschen dabei ihr geistiges Eigentum vor Nachahmer:innen zu schützen. Konkret feiern wir rund 750.000 angemeldete Patente und rund 500.000 registrierte Marken seit 1899, dank derer Österreich in europäischen und weltweiten Rankings regelmäßig Topplatzierungen erreicht.
Stolz, aber auch kritisch blicken wir auf eine lange und bewegte Geschichte zurück, in der unsere Kundinnen und Kunden mit ihren Innovationen die Welt zu einem besseren Ort gemacht haben.
Wir schauen aber auch nach vorne und beschäftigen uns mit den Themen der Zukunft.
Zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland folgten am 28.11.2024 der Einladung des Österreichischen Patentamtes zur Fachkonferenz „IP (Intellectual Property) für die grüne und digitale Wende" im Wien Museum.
Bereits bei der Begrüßung hielt Patentamtspräsident Stefan Harasek fest, dass das Patentamt zum 125. Geburtstag nicht nur zurück, sondern vor allem auch nach vorne schauen möchte: „Was braucht es, um die aktuellen und kommenden Herausforderungen zu meistern?“
Im Rahmen von Keynotes und angeregten Diskussionen waren sich die Teilnehmer:innen einig: IP wird wesentlich zum Gelingen der grünen und digitalen Transformation beitragen.
Die wichtigsten internationalen Organisationen im Bereich des gewerblichen Rechtsschutzes waren mit ihren Leitern vertreten: So waren Daren Tang, Generaldirektor der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO), António Campinos, Präsident des Europäischen Patentamtes (EPA) und João Negrão, Exekutivdirektor des Amtes der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) vor Ort.
Darüber, wie die österreichische Innovationspolitik die Transformation gestaltet, diskutierten Henriette Spyra, Leiterin der Sektion „Innovation und Technologie“ im Klimaschutzministerium und Raphaela Tiefenbacher, Leiterin der Stabstelle Strategie im Österreichischen Patentamt.
Kamil Kiljański, Stellvertretender Direktor IP, Generaldirektion Binnenmarkt gab einen Einblick in die Bedeutung von IP im – erst wenige Tage alten – Mandat der Europäischen Kommission.
Victoria Berger, Gründerin der and-less GmbH und Lukas Renz, Gründer der HydroSolid GmbH, beide Wegbereiter:innen der Transformation, diskutierten mit Eva-Kathrin Ehmoser von der Universität für Bodenkultur und Karin Hofmann, Patent- und Lizenzmanagerin der TU Wien. Sie sprachen über Erfolge und Hürden ihrer beispielgebenden Green-Tech-Unternehmen und illustrierten ihre Argumente an Hand von Best-Practice-Beispielen.
Graphic Recorder Philipp Viehtauer hat die spannenden Beiträge in Form von Illustrationen festgehalten, die er noch während der Konferenz angefertigt hat.
Daren Tang, Generaldirektor der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO):
„Seit 125 Jahren ist das Österreichische Patentamt ein entscheidender Innovationsmotor, sowohl national als auch europaweit, und hat Ideen gefördert, die die heutige Welt mitgestaltet haben. Da wir uns am Beginn transformativer Veränderungen befinden, einschließlich des sich beschleunigenden grünen und digitalen Wandels, ist es gerade die richtige Zeit, dass das Österreichische Patentamt die IP-Gemeinschaft zusammenbringt, um den Weg in die Zukunft zu ebnen. Es ist mir eine Ehre, an diesem bedeutenden Anlass teilzunehmen und die tiefen Bande zu feiern, die die WIPO und unsere Freunde in Österreich verbinden.“
António Campinos, Präsident des Europäischen Patentamtes (EPA):
„Die Jubiläumsfeierlichkeiten des Österreichischen Patentamtes sollen uns nicht nur an die Geschichte des Innovationsgeistes hier in Österreich erinnern, sondern auch an die Aufgaben, die vor uns liegen. Und an unsere Verantwortung, weiterhin Hindernisse für Erfinderinnen und Erfinder abzubauen, die darum bemüht sind, grüne Technologien aus dem Labor auf den Markt zu bringen. Technologien, die der gesamten Gesellschaft zugutekommen und uns helfen werden, eine nachhaltige Zukunft zu sichern.“
João Negrão, Exekutivdirektor des Amts der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO):
„Wir feiern das 125-jährige Bestehen des Österreichischen Patentamts und sehen dieses als Vorbild für Patentämter weltweit. Durch die Anpassung an die Bedürfnisse der Nutzer:innen im Zuge des grünen und digitalen Wandels, setzt es einen Maßstab für die Förderung von Innovation und nachhaltigem Wachstum. Gemeinsam bauen das EUIPO und das Österreichische Patentamt weiterhin ein IP-System auf, das eine zukunftsfähige Wirtschaft unterstützt und den Fortschritt in ganz Europa vorantreibt.“
Nach der Konferenz lud das Österreichische Patentamt zu einer Geburtstagsfeier, bei der sich Klimaschutzministerin Leonore Gewessler für die vertrauensvolle Zusammenarbeit bedankte. „Im Hinblick auf innovative Ideen, die wir alle für eine lebenswerte Zukunft brauchen, ist es für uns unbestritten: Das Patentamt ist ein Ort, an dem gute Ideen sehr gut aufgehoben sind.“
Anlässlich unseres 125-jährigen Jubiläums erreichen uns zahlreiche Geburstagsgrüße: Bundespräsident Alexander van der Bellen gratuliert per Brief, Videobotschaften schickten u.a. Andi Knoll und Manuel Rubey.
Vielen Dank für die netten Worte und lieben Wünsche!
Anstatt einfach eine Festschrift herauszugeben, haben wir uns entschlossen, die bewegte Geschichte des Patentamtes auf eine neue Weise zu beleuchten. Maria Wirth und Alexander Pinwinkler vom Verein zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Zeitgeschichte am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien beschäftigten sich mit der Entwicklung des Patentamtes von der Kaiserzeit bis in die Gegenwart und besuchten zahlreiche Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Erstmals wird auch die dunkelste Epoche des Amtes lückenlos aufgearbeitet – der Nationalsozialismus und seine Auswirkungen.
Das Buch „Behörde. Wissensspeicher. Serviceeinrichtung. Das Österreichische Patentamt 1899-2024“ ist im StudienVerlag erschienen und im Fachhandel erhältlich ( ISBN 978-3-7065-6423-6). Finanziert wurde es vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, dem Österreichischen Patentamt und dem Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds.
Außerdem können Sie die umfassende Publikation jederzeit kostenlos online lesen:
Erstaunliche Erfindungen aus den Jahren 1852-1899, wie etwa das Faltrad aus 1896 vom Erfinder und Fahrradfabrikanten Johann Puch birgt unsere Privilegien-Sammlung. Privilegien wurden damals vom Kaiser verliehen und waren, genauso wie heute Patente, eine Art Monopol zur Nutzung von Erfindungen. Der einmalige historische Bestand unserer Bibliothek umfasst etwa 95.000 Dokumente - zum Teil handgeschrieben mit wunderschönen kolorierten Zeichnungen. Auch online abrufbar unter privilegien.patentamt.at.
Am 2. Jänner 1899 berichtet die „Neue Freie Presse" von der Gründung des k.u.k. Patentamtes in der Siebensterngasse 14 im 7. Wiener Bezirk. Die Eröffnung verläuft „ohne jede Feierlichkeit“ und die Begrüßung des neuen Personals durch den zuständigen Handelsminister Freiherr von Dipauli musste verschoben werden, da sich der Herr Minister „von seinem Influenza-Anfalle noch nicht vollkommen erholt hat“.
1908 tritt Österreich der Pariser Verbandsübereinkunft zum Schutz des gewerblichen Eigentums und dem Madrider Abkommen betreffend die Registrierung von Marken bei. In diesem Jahr werden auch die beiden Marken „Fritze Lack“ und „Sidol“ angemeldet, sie sind bis heute als aufrechte Wortbildmarken registriert.
Ein „Wind of Change" fegt durch Österreich und hinterlässt seine Spuren auch in den Wiener Amtsstuben. So wird auf den Patenturkunden der Ersten Republik der Doppeladler von einer Abbildung des Parlaments abgelöst.
Und: 1926 übersiedelt das Patentamt in das Regierungsgebäude am Stubenring 1, wo auch die stets wachsende Fachbibliothek ausreichend Platz findet.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahr 1938 wird das Österreichische Patentamt zur Zweigstelle des deutschen Reichspatentamtes. Bereits wenige Tage später wird der amtierende Präsident, Johann Werner, durch einen NS-Parteigänger ersetzt. Neun Beamte verlieren umgehend ihren Arbeitsplatz. Drei Mitarbeiter, namentlich Stefan Jellinek, Paul Karplus und Heinrich Lichtblau werden in Folge der Shoah ermordet.
Um sie vor Bombenangriffen zu schützen, wird die Bibliothek des Patentamtes im Jahr 1944 in einen Weinkeller nach Retz in Niederösterreich ausgelagert. Dort sind die Bücher zwar vor dem Kriegsgeschehen sicher, nicht aber vor Feuchtigkeit: Ein großer Teil des Buchbestandes fällt dem Schimmel zum Opfer.
Nach dem 2. Weltkrieg bezieht das Patentamt ein historisches Gebäude am Wiener Kohlmarkt. Weite Teile der Belegschaft sind als Nazis belastet, sodass von acht Jurist:innen nur einer und von 70 Techniker:innen nur 22 in die wiedererrichtete Institution übernommen werden können. Ab 13. August 1945 nimmt das Österreichische Patentamt wieder Anmeldungen entgegen.
Die Patentanmeldungen steigen in den 1950er Jahren fast auf das Doppelte und bringen wichtige Innovationen wie das Linz-Donawitz-Verfahren der VOEST oder die Anti-Baby-Pille des Wiener Chemikers Carl Djerassi. Erstere revolutioniert das Stahlverfahren, zweitere das Sexualleben - weltweit.
Die Verwaltung setzt auf Bewährtes wie die PAZ Maschine im Bild, mit der auch umfangreiche Patentanmeldungen durch Stanzung mit einer Patentamtszahl gekennzeichnet werden.
Hippiebewegung & Woodstock ziehen fast unmerklich am Patentamt vorbei, die nationalen Patentanmeldungen hingegen erreichen 1968 ein Rekordhoch von 12.732. Aufgrund des Platzmangels wird großzügig umgebaut und erweitert. Neue Räume werden in der Habsburgergasse angemietet und im Kaiserhaus stehen die barocken Privaträume von Franz Stephan von Lothringen, Gemahl von Kaiserin Maria Theresia, für Veranstaltungen zur Verfügung.
In München steigt 1977 der Preis für eine Maß Bier am Oktoberfest auf DM 4,25 - nur drei Kilometer von der Festwiese entfernt eröffnet das Europäische Patentamt seine Pforten. Schon bald wird auch Österreich das Europäische Patentübereinkommen ratifizieren.
Foto: ©istockphotos.com/Zerkalenkov
Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Österreichischen Patentamtes werden 1999 alle Mitarbeiter:innen zum Festakt eingeladen. Parallel dazu erscheint eine Sondermarke der Österreichischen Post. Auch Bundespräsident Thomas Klestil feiert mit.
Im selben Jahr führt eine umfassende Markenrechtsnovelle zu einer Harmonisierung mit dem europäischen und internationalen Markenschutzsystem. In den 1990ern finden auch zahlreiche Ausstellungen im Österreichischen Patentamt statt.
Das Patentamt übersiedelt vom Kohlmarkt in die Dresdner Straße in Wien-Brigittenau. Die Tageszeitung „Der Standard" titelt: „Patentamt zieht an die Peripherie“. Der neue Standort bietet zwar weniger k.u.k.-Flair, dafür aber eine moderne Ausstattung sowie geringere Mietkosten.
2018 wird die IP Academy des Patentamtes gegründet. Ab sofort können sowohl Profis als auch Einsteiger:innen alles rund um Patente, Marken und Designs lernen. Da Programm der Workshops reicht von den Basics bis hin zu speziellen Themen, wie etwa „Kann ich meine Software patentieren?" oder „Gibt es ein Patent auf Leben?".
Der Austausch mit anderen Patentämtern und internationalen Institutionen ist seit vielen Jahrzehnten fixer Bestandteil unserer Arbeit.
Ein bedeutender Meilenstein nach jahrzehntelangen Verhandlungen war die Einführung des Einheitspatents am 1. Juni 2023. Seit September 2024 nehmen 18 europäische Länder daran teil. Patentanmelder:innen ersparen sich dadurch viel Papier, Zeit und Geld. So wird nur eine einzige Gebühr für alle teilnehmenden Staaten verrechnet – und nicht wie bisher pro Land.
Ein bunter Haufen, lustig, gescheit und jede und jeder ein Profi im jeweiligen Fachgebiet. Was und antreibt: Wir lieben Innovationen und bewundern Menschen, die neues versuchen, einzigartige technische Lösungen finden und Marken und Designs kreieren.
Unser Ziel ist dabei stets, beste Arbeit für unsere Kundinnen, Kunden und der Öffentlichkeit zu leisten - und damit die Welt von morgen zu gestalten. Unter dem Motto: INNOVATE. DON'T IMITATE.