In Österreich gibt es 17 Lebensmittel mit offizieller Herkunftsangabe. Könnten Sie alle aufzählen? Falls nicht, nehmen wir Sie mit auf eine kulinarische Rundreise.
Spezialitäten wie die Wachauer Marille, den Marchfeldspargel oder das Steirische Kürbiskernöl kennen die meisten. Aber wie sieht es mit der Pöllauer Hirschbirne oder dem Lesachtaler Brot aus?
Die Liste der Lebensmittel mit geschützten Herkunftsangaben wächst stetig – doch nicht alle sind gleich bekannt. Falls das Thema beim nächsten Pub-Quiz aufkommt (oder Sie einfach bewusster regional einkaufen möchten), Hier erfahren Sie alles, was Sie darüber wissen müssen. Ursprungsbezeichnung oder geografische Angabe?
Aber erst zu den Basics: Weil Herkunftsangaben für Lebensmittel nicht einheitlich geregelt waren, hat die EU (damals noch EWG) Anfang der Neunziger Jahre das EU-Qualitätsregister eingeführt. Dort eingetragene Produkte müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Wobei es zwei unterschiedliche Kategorien gibt:
Etwas weniger streng ist die geschützte geografische Angabe (g.g.A.). Auch hier müssen die Eigenschaften des Erzeugnisses auf seinen geografischen Ursprung zurückzuführen sein. Doch es reicht bereits, wenn einer der Produktionsschritte (Erzeugung, Verarbeitung oder Herstellung) im Herkunftsgebiet erfolgt. Diese Produkte tragen das blaue EU-Gemeinschaftszeichen.
Übrigens: Ab 1. Dezember 2025 kann man auch für handwerkliche und industrielle Produkte eine geschützte geografische Angabe (g.g.A.) anmelden. Das blaue EU-Gemeinschaftszeichen wird uns also in Zukunft öfter begegnen – etwa bei Holzwaren, Schmuck, Textilien oder Porzellan.
Mit dem EU-Beitritt im Jahr 1995 hat auch Österreich die einheitlichen Herkunftsangaben eingeführt. Viele heimische Spezialitäten sind schon seit damals geschützt: Die Tiroler Käsesorten Berg-, Grau- und Almkäse seit 1995, die Wachauer Marille und der Marchfeldspargel seit 1996, Vorarlberger Berg- und Alpkäse, Gailtaler Almkäse sowie Waldviertler Graumohn seit 1997 und Steirisches Kürbiskernöl seit 1998. Nach der Jahrtausendwende, im Jahr 2002, kam noch der Gailtaler Speck dazu.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist das Buffet weiterangewachsen. Vier davon stammen aus der Steiermark – und damit wurde die grüne Mark mit insgesamt fünf Spezialitäten Spitzenreiter bei den geschützten Herkunftsangaben.
Seit 2008 steht der Steirische Kren(g.g.A.) im EU-Qualitätsregister. Kren ist seit der Antike in Europa bekannt und wird mindestens seit dem Mittelalter in der Steiermark geerntet. Das Anbaugebiet liegt in der südlichen Steiermark, vor allem in der Linie Hartberg-Weiz-Graz-Voitsberg, hier wächst die weißliche Wurzel zu besonderer Würze heran.
Im Jahr 2015 kam die Pöllauer Hirschbirne (g.U.) dazu. Mit Hirschen hat sie aber nichts zu tun: Der Name kommt vom steirischen Dialektwort „Hi(a)rscht“ für Herbst. Denn diese alte Mostbirnensorte reift sehr spät im Jahr und wird gleich zu Most und Schnaps verarbeitet oder gedörrt. Im Naturpark Pöllauer Tal prägen die Hirschbirnbäume mit ihren ausladenden Kronen die Landschaft. Doch das Anbaugebiet liegt nicht nur in der Steiermark, sondern erstreckt sich noch weiter bis ins südliche Niederösterreich.
Eine in ganz Österreich gern gesehene Hülsenfrucht ist seit 2016 geschützt: die
Steirische Käferbohne (g.U.). Ursprünglich stammt sie – wie auch das andere typisch steirische Gemüse, der Kürbis – aus Zentralamerika. In der Steiermark wird sie seit dem 19. Jahrhundert angebaut und hat durch Züchtung und Anbaubedingungen ihr charakteristisches, leicht nussiges Aroma entwickelt.
Ennstaler Steirerkas (g.U.) genießt seit 2021 einen Herkunftsschutz. Dabei handelt es sich um einen krümeligen und fettarmen Käse aus Sauermilch, der in den Sennereien im Bezirk Liezen hergestellt wird. Die wichtigste Zutat ist natürlich die Milch, die von den Kühen auf den Ennstaler Almen kommt. Früher war Steirerkas das Arme-Leute-Essen der Region, heute ist er eine beliebte Spezialität .
Der jüngste Neuzugang im Jahr 2023 war das Lesachtaler Brot (g.g.A.). In dem abgelegenen Kärntner Alpental hat das Brotbacken eine lange Tradition: Schon im Jahr 2010 wurde die Brotherstellung im Lesachtal ins immaterielle Kulturerbe der UNESCO aufgenommen. Was dieses Brot so besonders macht? Jede Familie bäckt es nach eigenem Rezept im hauseigenen Holzofen – und oft wird auch das Getreide selbst angebaut und gemahlen.
Möchten Sie mehr über Herkunftsangaben wissen? Zur Infoseite des Österreichischen Patentamts.
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